Craft Beer vs. Classic
Craft Beer – der Inbegriff für Individualität und Kreativität im Bierglas. Doch ist dem wirklich so, oder ist ein Craft Beer in Wirklichkeit ebenso unique wie es auch die bekannten Biermarken aus der TV-Werbung sind?
Craft Beer – diesen Begriff haben die meisten schon einmal gehört und der ein oder andere hat sich zunächst vielleicht die Frage gestellt, was das nun schon wieder für ein hippes Getränk sein soll. Als Craft Beer werden Biersorten bezeichnet, die nicht nach dem Reinheitsgesetz gebraut werden, sondern mit allen erdenklichen Zutaten die dem Brauer in den Sinn kommen. Der Ursprung des Craft Beer liegt wie so häufig in den vereinigten Staaten von Amerika. Die Standardbiere, die häufig wässrig und vom Geschmack mehr als nichtssagend waren, begeisterten kaum einen Biertrinker. Um dem nichtssagenden Bier, wenn man es denn so nennen konnte, zu entkommen, beschlossen Hobbybrauer ihre eigenen Biersorten zu brauen und später auch zu vertreiben. Craft Beer entstammt also nicht erst den hippen 2010er Jahren, sondern hat seinen Ursprung bereits in den 1970er Jahren. Zumindest in den USA.
Nach Europa und somit auch nach Deutschland ist der Begriff Craft Beer erst deutlich später übergeschwappt. Aber was unterscheidet Craft Beer denn nun wirklich von den „Klassikern“ wie dem Tannzäpfle, Paulaner, Becks oder wie sie alle heißen?
Ganz einfach: Craft Beer ist nicht industriell hergestellt. Oder etwa doch?
Tatsächlich ist Craft Beer meist so industriell, wie die Klassiker auch. Wen wundert´s, wo doch viele von denselben Brauereien erzeugt und vermarktet werden, wie die längst etablierten großen Biermarken. Der Begriff des Craft Beer in Deutschland unterscheidet sich extrem von dem ursprünglichen Begriff aus den USA. In Deutschland steht vor allem die Kreativität im Vordergrund, dabei ist es egal, ob eine Brauerei 20 Biere oder 2 Millionen im Jahr verkauft. Brauereien wie Bittburger haben früh erkannt, welches Geschäft sich mit Craft Beer betreiben lässt und haben Subfirmen gegründet. In den letzten Jahren ist das Angebot an Craft Beer dadurch förmlich durch die Decke geschossen.
Als Craft Beer gilt ein Bier in Deutschland dann, wenn es nicht dem deutschen Reinheitsgebot unterliegt, sondern kreative Inhaltstoffe beinhaltet oder verschiedene Biersorten mixt und erweitert. Aber seien wir mal ehrlich: Die Craft Beer Sorten der Subunternehmungen unserer großen Hersteller sind wohl eher auf dem Papier wirkliches Craft Beer. Das Hinzugeben einer einzelnen „kreativen“ Zutat macht noch lange kein Craft Beer aus einem normalen Pils.
Wie also aushelfen?
Wer wirklich ein individuelles Bier trinken möchte, der muss es selbst brauen. Hier sind vor allem kleinere Gewerbe wie die inhabergeführte, gemütliche Bar an der Ecke gefragt. Warum nicht mal damit locken und werben, dass dort sein eigenes Bier gebraut werden kann? Einige kleinere Brauereien und Bars haben den Trend des eigens gebrauten Biers bereits erkannt und bieten schon Bierbraukurse für Liebhaber an. Unter ausgewählten Zutaten kann so jeder sein absolut eigenes Bier kreieren. Das wäre dann tatsächlich ein Craft Beer. Nur so kann wirklich von handmade gesprochen werden. Auch wenn das ja gar nicht die deutsche Begriffsdefinition von Craft Beer zu sein scheint. Umso besser also und was zu erzählen hat man im Freundeskreis auch direkt.
Die meisten Biertrinker bleiben aber vermutlich schon von sich aus bei den Klassikern. Das kennt man, das liebt man. Wieso also was daran ändern? Das deutsche Reinheitsgebot wurde ja schließlich nicht umsonst vor Jahrhunderten entwickelt und wird bei den meisten Genießern bis heute ohne wenn und aber anerkannt. Vielleicht muss nicht jeder Trend der irgendwo aufploppt immer direkt übernommen werden. Sind es doch häufig die altbewerten Sachen und Geschmäcker, die Freude bereiten und Erinnerungen hervorrufen. Wer weiß, in ein paar Jahren wird der Hype um die Craft Beers sich mit Sicherheit wieder gelegt haben. Aber das Helle, das Herbe und das Dunkle, die werden auch weitere 500 Jahre den Gaumen der Bierschlürfer umschmeicheln und liebkosen. Daher zum Wohle auf das kühle Blonde!
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