Im Gespräch: Dennis Winter – Royal Service für Events

Mit seiner Firma „Royal Service“ plant Dennis Winter (38) Events. Feiern bis zu 500 Personen. Dann kam Corona. Sein Plan für die Krise: Ein Restaurant für Zuhause. Ein Gespräch über Bewegung in schlechten Zeiten.

Sie haben Soforthilfe beantragt?

Die auch schnell kam, 9.000 Euro. Und mit der IBSH einen Hilfskredit auf den Weg gebracht. Gemeinsam mit meinem Unternehmensberater habe ich ein Defizit für dieses Jahr auf der Grundlage der beiden vorangegangenen Jahre errechnet und den erwarteten Ausfall von 100.000 Euro beantragt. Meine Bank in Flensburg hat mich ebenfalls gut und schnell beraten.

Hatten Sie schlaflose Nächte?

Mein Tag X war dieser 15. März. Da hatte ich wirklich zwei Nächte dran zu knabbern, ich war nervös. Es wusste ja keiner, was passiert. Dann saß ich mit einer Freundin zusammen und wir haben uns zwei Flaschen Wein gegönnt. Am nächsten Tag war das für mich quasi abgehakt. Jetzt geht’s los, hab’ ich gesagt, nicht jammern, wir machen jetzt das Beste draus.

Die Idee war ein Restaurant für Zuhause: Ein Koch, ein Weinlieferant und Sie, der alles überbringt.

Mit dem Restaurant „Le Camping“ arbeite ich seit 2019 zusammen. Unsere Kunden bestellen zum Wochenende. Darunter viele Familien, wie uns auffällt. Wir liefern kalt, mit Geschirr, Gläsern und den Angaben, wie alles warm gemacht wird. Jede Woche ein anderes Menü. Auf 150 Essen kommen wir wohl. Das ist nicht kostendeckend, aber okay für die Grundkosten. Und es tut gut, in dieser Zeit Geld zu generieren. Ich habe zwei Auszubildende, die muss ich sowieso bezahlen, ob die nun in der Firma irgendwelche Gläser sortieren oder Fahrten übernehmen; und ich kann sie dafür bezahlen. Nach einem Bericht in der Zeitung und im Regionalfernsehen gab es bestimmt noch mal 30 Prozent mehr Umsatz. Ich glaube nicht, dass wir das ewig fortsetzen werden, weil jedem von uns nach der Krise die Kapazitäten dafür fehlen werden. Aber bis dahin ist das eine super Sache.

Royal Service und Gastivo. Wie ist ihr Leben mit einem digitalen Dienstleister?

Jetzt in der Krise liegt ja in Bezug auf den regulären Bestellprozess alles brach. Grundsätzlich finde ich die Idee, alles auf einer Plattform zu haben, sehr charmant und würde gern selbst einen neuen Lösungspartner beisteuern, nämlich eine regionale Personalvermietung für den Norden. Wir bieten das außerhalb der Plattform schon an. Betriebe in der Umgebung können über uns Mitarbeiter buchen, um ihre Spitzen am Wochenende abzudecken. Klasse finde ich auch, dass meine örtliche Wäscherei, mein Fruchtlieferant und alle meine anderen Partner eingebunden werden können – und das alles in einer Übersicht und auf einen Blick.

Wäre da nicht immer der Gedanke, andere Partner sind vielleicht besser oder günstiger?

Klar, der Preis ist eine Sache. Aber wenn der Kunde das Beste haben möchte, dann kann ich nicht immer gucken, welcher Artikel wo am günstigsten ist. Ich kann meine Getränke bestimmt billiger einkaufen, aber der Preis ist am Ende nebensächlich, wenn die Servicequalität hoch ist und ich mich auf meine Lieferanten verlassen kann. Das macht es für mich attraktiv.

Wo holen sie sich Anregungen? Nützt Ihnen da Gastivo?

Bei mir kümmert sich gerade ein Mitarbeiter darum, dass wir bei den Bestimmungen der Politik immer auf dem aktuellen Stand bleiben – also auf Regierungsseiten und in den Medien. Ich bin Mitglied im Wirtschaftsparlament unserer Handelskammer, da werde ich auch bestens mit Brancheninfos versorgt. Im Newsletter von Gastivo werden oft interessante Neuheiten angekündigt, ich selbst schaue schon nach Berichten aus der Region. Nun bin ich mit meiner Firma ganz im Norden und fände daher noch regionalere Artikel zu ganz konkreten Anlässen, wie z.B. Hoteleröffnungen, internen Prozessen und co., toll. Ich brauche Regionalität, weil es das ist das, worauf wir auch setzen.

Sie haben in einem angesehenen Haus an der Flensburger Förde gelernt …

Restaurantfachmann – im „Alten Meierhof“ in Glücksburg; nach einer Lehre zum Heizungsbauer. Ich komme aus Leck und habe earbeitet, zum Schluss an der Bar und wusste, dass ich das auf jeden Fall weitermachen möchte.

Warum als Selbständiger? Ihren „Royal Service“ haben Sie seit 2010.

So was hat man in sich. Ich habe als Angestellter vieles anders gemacht als andere, ich hatte immer die Spezialaufgaben im Hotel. Durch die Arbeit hatte ich schon viele Kontakte in die Flensburger Geschäftswelt. Wir machen jetzt Events für bis zu 500 Personen. Ein Highlight war sicherlich 2015, die Formel 1 in Monte Carlo. Hier ist der Kunde mit Luxusautos und ich mit einem kleinen Lieferwagen hingefahren – vor Ort gab es dann Champagner. Sehr gerne arbeiten wir regional mit Robbe & Berking zusammen und dessen Yachting Heritage-Center, eine Art Museum – das ist eine sehr gute Kombination.

Wie digital muss ein Gastronom heute unterwegs sein?

Das ist schon sehr wichtig. Wir versuchen wirklich 80 bis 90 Prozent zu digitalisieren. Wir gehen mit Tablets zum Kunden. Mit unseren vorgefertigten Function-Sheets erstellen wir das Angebot, das im Anschluss die Packliste für die Azubis generiert. Ob Tante Erna 40 Gäste im Garten oder ein Unternehmer 500 im Saal einladen möchte: Wolldecken, Büffetvarianten, Serviettenarten, Filterkaffee, Aperitif und so weiter. Auch die Basics für uns wie Mülleimer und mobile Spülmaschine sind im Service enthalten. Das ist auch die Schnittstelle zu externen Dienstleistern, etwa wenn wir Zeltbauer und Künstler brauchen.

Schlafen Sie im Moment ruhiger?

Ich hatte bis heute nicht einmal das Gefühl, Geldprobleme zu haben. Natürlich haben wir einen Dispo. Klar, ich weiß, wir werden Minus machen, aber ich fahre keine Null. Wir haben aber auch gleich reagiert. Ich habe zwanzig Aushilfen. Meine Buchhalterin, der Veranstaltungsleiter und ich stehen jetzt in diesen Zeiten wochenweise vor der Bank oder dem Supermarkt und helfen: Regeln einhalten, Kunden zählen, einweisen, Desinfektionsmittel rausgeben. Ich habe sofort Kontakt zu solchen Läden aufgenommen. Die Apotheken gefragt, ob sie einen Fahrdienst brauchen. Meine Mitarbeiter sind in Kurzarbeit und die Aushilfen zum Teil abgemeldet, aber so können wir wieder Geld verdienen. Das macht nicht jeder mit, auch aus Angst, sich anzustecken. Ich mache natürlich mit, das ist wichtig, auch als Signal. Ich habe zu meiner Buchhalterin gesagt, entweder so der es würde am Ende darauf hinauslaufen, dass wir Arbeitsplätze verlieren. Ich denke, wir kommen mit einem blauen Auge aus dieser Krise davon.

Autor: Undine Bischoff

Die diplomierte Hotel-Betriebswirtin liebt die Facetten des Gastrogewerbes und hat neben ihren PR-Jobs immer gekellnert, um den Blick für die Basis nicht zu verlieren. Als Journalistin und Texterin pendelt sie zwischen Hamburg und den nordfriesischen Inseln.

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