Der blitzblanke Gedenktag

„Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt (…)“, kennt jemand noch diese Zeilen? Wer sie kennt, wird jetzt denken, hier soll nun auch noch des Mauerfalls gedacht werden. Ausgerechnet hier! Runterkommen, bitte. Machen wir nicht. Wir sind einen Tag früher dran. Der 8. November ist der „Tag der Putzfrau“. Und nur daran wollen wir jetzt denken.

Von Mahony/Shutterstock.com

Ist das Kunst oder kann das weg?

Vermutlich ist es aber gar kein Zufall, dass der „Tag der Putzfrau“ ausgerechnet in unmittelbarer Nähe zu dem des Mauerfalls liegt. Denn irgendwie gehört das ja zusammen – wie würde es heute in Berlin aussehen, wenn nach der großen Party ´89 niemand den Mauerschutt weggeräumt hätte? Wobei ganz sicher unfassbar wertvolle, bemalte Mauerstücke mit in den Müll gewandert sind, die heute bei Kunst- und Antiquitätenhändlern die Kassen klingeln ließen. Aber die Party von ´89 ist ja nun auch schon 30 Jahre her. Verschüttete Milch also.

„Auferstanden aus Ruinen …“, mag sich aber auch so mancher Clubeigentümer, Bar-Chef oder Restaurantbesitzer denken, wenn er bangen Herzens am Tag nach einer wilden Nacht seinen Laden betritt und erleichtert feststellt, dass vom gestrigen Gelage nichts mehr zu merken ist – „…und der Zukunft zugewandt!“

Und so kann der nächste große Abend kommen, an dem nach Herzenslust verschüttet, gekleckert, umgeschmissen und liegengelassen werden kann. In einem dreckigen Lokal macht so was viel weniger Spaß, als in einem geputzten. Seien wir mal ehrlich.

Helden der Arbeit

Was wäre also die Gastronomie ohne die Putzfrauen – oder sagen wir lieber genderneutral: Putzkräfte? Die Prüferscharen der gesamtdeutschen Hygieneämter hätten lebenslang Urlaubssperre und die Staub- und sonstigen Allergiker müssten zu Hause bleiben. Die Gesellschaft würde kulturell und kulinarisch ruck zuck verarmen. Nicht zu reden von den Gastwirten, die ruck zuck dichtmachen müssten. So sieht´s aus.

Jene also, die Dreck und sonstige Hinterlassenschaften aus den Gasträumen putzen, halten das gesellschaftliche Leben am Laufen. Sie kommen Nacht für Nacht erst dann, wenn alle anderen schon gegangen sind, und sie verschwinden wieder, bevor der neue Geschäftstag beginnt. Und das alles meist zum Mindestlohn. Das, so muss man es sagen, ist nicht immer ganz sauber. Und ein einziger Gedenktag, auch wenn er mittlerweile „international“ ist, mag gut gemeint sein, aber mehr auch nicht.

Mikrofaser vs. Minzlikör

Das Hohelied auf die Reinigungskräfte in der Gastronomie lässt sich allerdings nicht singen, ohne ein, zwei Appelle an die Gastronomen und ihre Gäste loszuwerden. Also zuerst an die Gastronomen: Ausstattung ist alles. Besen, Wischmopp, Staubsauger ist ja logisch; Glasreiniger und Allzweckreiniger auch. Aber ein absolutes Muss ist heutzutage das Mikrofasertuch. Das wirkt Wunder und erleichtert das Putzen ungemein. Ab und zu mal waschen und danach in Essigwasser legen, und schon soll es wie neu sein. Und, ganz wichtig, das Aufstuhlen nicht vergessen! Das wird ohnehin jeder machen, aber zum „Tag der Putzfrau“ wird man an so essenzielle Vorgänge mal erinnern dürfen.

Und nun, liebe Gäste: Falls kleine Kinder mit dabei sind, verehrte Hubschraubereltern, lasst sie keine Freiflüge durch das Lokal machen. Klar, Welt entdecken ist schön, aber wie viele Teller und Gläser sind den Serviceleuten schon aus den Händen und von den Tabletts geflogen, wenn sie spontan abenteuerlustigen, unberechenbaren Kindern aus dem Weg springen mussten? Und wer muss das alles des Nachts wieder aufwischen? Eben. Und für die Kneipenbesucher: Klebrige Getränke wie den beliebten Berliner Minzlikör bitte direkt und vollständig in sich reinkippen, ohne zu kleckern. Das Zeug klebt sonst derart am Tresen, dass sogar die Wunderwaffe Mikrofaser nicht hilft.

Sauber bleiben!

Zum Schluss noch eine Pointe, die der Jahreskalender der Weltfeiertage bereithält: Einen Tag vor dem „Internationalen Tag der Putzfrau“ begeht die Weltgemeinschaft den „Darmtag“. Auch an diesem Tag lohnt sich ein kurzer Gedanke an die Reinigungskräfte in der Gastronomie. Respekt muss sein.

Autor: Herr Tee

Herr Tee lebt unerkannt über einem Schnitzelrestaurant in Berlin-Mitte. Mit Wurst sozialisiert, wird das Leben unter meinungsstarken Veganern für ihn immer ungemütlicher. Der Verzehr einer Currywurst ist für ihn ein politischer Akt.

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