Hard Seltzer – von Sprudelwasser und Alkopops oder wie sich neuer Lifestyle in Flaschen verkauft

Unser Ess- und Trinkverhalten ändert sich. Ständig. Haben wir uns gerade erst an einen Trend gewöhnt, werden unsere Geschmacksknospen schon übergangslos an den nächsten neuen Hype weitergereicht. Momentan ganz hoch im Kurs: gesund, gesund, gesund! Auch der Alkohol kann sich nicht mehr lange verstecken. Der neue Trend heißt Hard Seltzer!

Photo by Nicole Wilcox on Unsplash

Die Teller werden bunter, die Kleidergröße kleiner. Buddha-Bowls, Ingwer-Shots, Kurkuma-Latte – die Liste ließe sich wohl ewig fortsetzen. Bei dem rasant drehenden Trend-Karussell in der Foodie-Szene ist das nun wirklich nichts neues. Der #healthfood-Zug scheint bis dato jeden kulinarischen Bereich überrollt zu haben. Jeden? Noch nicht ganz. Denn auch wenn sich unter der Woche das Motto „Abs are made in the kitchen“ wieder und wieder mantraartig vorgebetet werden muss, scheint das für die Mehrheit der Menschen am Wochenende nicht zu gelten. Gesundheit ist wichtig – klar! Aber ein gepflegter Alkoholkonsum gehört hin und wieder nun mal auch dazu. Blöd nur, wenn sich mit Piña Colada, Caipi und Vino das hart erkämpfte Kaloriendefizit der Woche Schluck für Schluck in Luft auflöst. Doch das soll sich jetzt ändern.

Es dürfte also keine Überraschung sein, dass sich nun auch unser (Be-)Trinkverhalten nicht mehr vor dem „Health-Hype“ retten kann. Stichwort hier: Hard Seltzer.

Hard Seltzer – was ist das?

Seltzer – zu Deutsch Selterswasser ist im Grunde genommen nur eine andere Bezeichnung für Sprudelwasser. „Hard“ bezieht sich dabei auf den Alkoholgehalt um die fünf Volumenprozent. Halt – was? Sprudelwasser mit Alkohol? Wer in einer Diätphase mal Vodka Soda mit zu wenig Zitrone getrunken hat, wird jetzt wohl berechtigterweise die Nase rümpfen. Doch „Hard Seltzer“ ist mehr als nur Sprudelwasser mit ein paar Umdrehungen. Meist wird es angereichert durch verschiedene – oftmals natürliche – Fruchtaromen wie Zitrone, Grapefruit, Orange oder Ingwer.

Der Alkohol wird – je nach Region – aus fermentierten Produkten wie Zuckerrohr, Malz oder auch aus Obst gewonnen. Oft werden Trauben fermentiert und der daraus gewonnene Wein für das Seltzerwasser genutzt. Also praktisch Wasser aus Wein gemacht. Zugegeben, diese Logik mag sich nicht jedem erschließen. Mit Blick auf den Kaloriengehalt und den Geschmack sollten sich jedoch auch die größten Kritiker überzeugen lassen. Denn mit im Schnitt mageren 25 Kalorien pro 100 ml lässt sich unsere Trinkmanier mit dem gesunden Lifestyle verknüpfen.

Wer hat’s erfunden?

Der Trend kommt – wie sollte es auch anders sein – aus den USA. Während schon in den frühen 90ern ein erster Versuch von alkoholisiertem Wasser noch kläglich scheiterte – die Zeit war wohl noch nicht reif für solch revolutioniertes Denken – wagte die Marke SpikedSeltzer 2013 einen zweiten Versuch. In den letzten Jahren legte Hard Seltzer einen regelrecht horizontalen Sprint hin – was die Absatzzahlen angeht. Das Alkoholwasser steuert aktuell auf rund 2,5 Milliarden US-Dollar Umsatz zu. Das kann sich sehen lassen.

Hard Seltzer in Deutschland?

Während das neue Trend-Getränk in den USA sein erfolgreiches Debut feiert, sieht die Hard Seltzer-Landschaft in Deutschland noch ziemlich mager aus. Die großen deutschen Getränkehersteller zeigen sich noch relativ zurückhaltend. Das mag einerseits an der eingefleischten deutschen Bierkultur liegen, andererseits macht es hierzulande die steuerrechtliche Situation nicht ganz einfach auf den Trend-Zug aufzuspringen. In Deutschland besteht nämlich seit 2004 die Alkopopsteuer, die damals aufgrund unzähliger Alkopops eingeführt wurde. Sie gilt für „alkoholische Süßgetränke, die einen Alkoholgehalt von mehr als 1,2 und weniger als 10 Volumenprozent aufweisen, trinkfertig gemischt und in verkaufsfertigen, verschlossenen Behältnissen abgefüllt sind.“

Ob die Alkopopsteuer für Hard Seltzer in Deutschland greift, ist jedoch noch unklar. Das hängt von dem jeweiligen Herstellungsverfahren ab. Das alkoholische Sprudelwasser wird in Deutschland momentan nur von ein paar kleineren Getränkeherstellern wie Buzz, Holy, Makai oder Berlin Seltzer vertrieben. Doch langsam und schleichend scheint sich ein Umbruch anzubahnen. Der Discounter Lidl bringt in diesem Herbst eigene Hard Seltzer-Produkten in die Ladenregale des Landes und wird wohl dazu beitragen, das Trendgetränk auch hier dem Mainstream nahezubringen. Wer danach noch in den Hard Seltzer-Trend miteinsteigen möchte, dem drohen aufgrund der Discounterpreise die schon etablierten niedrigen Preisrahmen, was eine weitere Hürde darstellen könnte, bevor das Geschäft überhaupt richtig begonnen hat.

Hard Seltzer in Gastronomiebetrieben?

Fakt ist, Hard Seltzer besticht durch seine gesundheitlichen Argumente, zumindest im Vergleich zu anderen alkoholischen Getränken. Neu und aufregend vermittelt es den Lifestyle eines gesunden, leichten, nie endenden Sommers. Mit dem immer noch steigenden Bewusstsein für Körper und Gesundheit wird in Zukunft wohl auch die Nachfrage an gesünderen Alternativen in der Alkohollandschaft steigen. Zudem können aufgrund der wenigen Anbieter hierzulande, kleinere Unternehmen wie beispielsweise Holy unterstützt werden. Es ist auf jeden Fall einen Gedanken wert, anstelle des langsam fade werdenden Vodka Sodas auch mal neuen „gesünderen“ Alkoholika die Bühne zu überlassen.

Autor: Julian Engels

“But why is the rum gone?!” Kulinarisch in der Karibik hängengeblieben.

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