Tag des Kaffees? Ein Jahr des Kaffees!!

An dieser Stelle wurde ja schon so mancher Gedenktag gefeiert – und wir haben mitgejubelt, Korken knallen lassen und uns in den Armen gelegen. Heute ist das anders. Am 1. Oktober ist Weltkaffeetag. Und das ist ein Skandal. Nur ein einziger Tag für eines der überragenden Kulturgüter der Menschheitsgeschichte? Viel zu wenig, viel zu schwach. Kalter Kaffee das Ganze!

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Von Goami/Shutterstock.com

Beste Bohne

Rund 160 Liter Kaffee pro Kopf pro Jahr trinkt der Deutsche Normalverbraucher. Das ist nach Wasser das meistgekippte Getränk des Landes. Geschmacksirritationen wie Milch und Kaffeesahne (Oh Gott!) sind da gar nicht mit eingerechnet. 160 Liter pro Kopf! Vom cremig vollmundigen Espresso (in Berlin: Expresso) bis hin zur bitteren Büroplörre, vom fragwürdigen Latte Macchiato (in Berlin: Matschato) bis hin zum austarierten Cappuccino – Kaffee bleibt immer Kaffee, auch wenn er viel mit sich machen lässt, ob geschmacklich veredelt oder vollständig versaut, sein Charakter steht wie eine Eins. Das erhebt ihn vom Lebensmittel zum Genussmittel. (Natürlich wollen wir auch, das bisschen psychoaktive Wirkung nicht verschweigen.)

Der berühmte französische Staatsmann und Diplomat Talleyrand hat vor rund 200 Jahren einen der gültigsten Sätze über Kaffee geschrieben: „Der Kaffee muss schwarz sein wie der Teufel, heiß wie die Hölle, rein wie ein Engel und süß wie die Liebe.“ In der Gastronomie sollte das als Dienstanweisung an alle Mitarbeiter rausgehen.

Gesundheit!

Es gab Zeiten, da hatte es der Kaffee deutlich schwerer als heute. Schon sein Start war holprig. 1511 eröffneten zwar die ersten Kaffeehäuser in Mekka, mussten aber sofort wieder schließen, als der Kaffee verboten wurde. Rausch und Genuss waren nicht gottgefällig. Schlechte Geschäftsidee, damals. Doch die Genusssucht war schon immer größer als die Gottesfurcht. Ein paar Jahrzehnte später kam der Kaffee nach Istanbul. Und auch dort wurde er verboten und Kaffeetrinker sogar mit der Todesstrafe bedroht. Half alles nichts. Das teuflische Getränk wurde heimlich in Barbierläden ausgeschenkt. Schließlich gaben es die arabischen und osmanischen Herrscher dran, den Kaffee zu verbieten und als dann auch der französische Hof im 17. Jahrhundert auf den Geschmack kam, war´s geschehen. Seither ist der Kaffee in unserer Welt.

Und unsere Welt stellt immer sofort die Frage nach den Gesundheitsrisiken. Und da könnten die Nachrichten nicht besser sein. Kaffee ist gut für: Herz-Kreislauf, Blutgefäße, Leber, Haut und er beugt vor gegen Krebs, Alzheimer, Infarkte aller Art. Das haben mittlerweile unzählige Forschungsteams in unzähligen Studien dargelegt. In Maßen natürlich, denn die Menge macht das Gift. Im Grunde, so scheint es, gibt es nur zwei große Gefahren beim Kaffeegenuss: 1. Die Kippe zum Kaffee. 2. Wenn man dafür die Todesstrafe aufgebrummt bekommt. Eine dritte Gefahr hat der bekannte deutsche Kaffeehändler Addi Darboven allerdings noch ausgemacht: „Kaffee ist nur schädlich, wenn Ihnen ein ganzer Sack aus dem fünften Stock auf den Kopf fällt.“

Das ist ja zum Wegtragen!

Man muss heute tatsächlich noch mal daran erinnern, wo eigentlich der Kaffee hingehört: In’s Kaffeehaus natürlich. Dort ist er groß geworden, dort hat er seine Bedeutung bekommen. Was hat sich der Mensch nicht alles ausgedacht an prunkvollen, stilsicheren, atemberaubenden Interieurs nur um eine kleine Tasse Mokka zu verkaufen. Wie viele Romane wurden in Kaffeehäusern geschrieben? Wie viele Ehen angebahnt und wieder geschieden? Wie viele Start-Ups haben hier freies Wlan genutzt und anschließend Milliarden verdient! Und dann, irgendwann, kam der Kaffee zum Wegtragen. Im Pappbecher! Aus Amerika natürlich, klar. Ein Espresso aus dem Pappbecher ist schlimmer als ein Schnitzel aus dem Toaster. Zum Weglaufen!

Mehr Respekt!

Eine ganze Kulturgeschichte im Pappbecher ist schlimm. Aber nur ein einziger Gedenktag ist auch peinlich. Kaffeegenuss umfasst ein ganzes Zeitalter. Wir müssen also mindestens alle zwei Jahre das „Jahr des Kaffees“ feiern. Das wäre angemessen und vernünftig. Apropos Vernunft – hier hat Immanuel Kant das letzte Wort: „Gott sei´s gedankt, in der nächsten Welt wird es keinen Kaffee geben. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als auf Kaffee zu warten, wenn er noch nicht da ist.“

Autor: Herr Tee

Herr Tee lebt unerkannt über einem Schnitzelrestaurant in Berlin-Mitte. Mit Wurst sozialisiert, wird das Leben unter meinungsstarken Veganern für ihn immer ungemütlicher. Der Verzehr einer Currywurst ist für ihn ein politischer Akt.

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